Eine wunderschöne Möglichkeit die Lehre des Zen auszudrücken ist unter anderem die Morgenzeremonie, wie sie in Tempeln, auf Sesshin und in den Zen-Gruppen und -Dojos praktiziert wird. Es gibt viele unterschiedliche Varianten, von einfach bis sehr komplex, aber alle bringen eines zum Ausdruck:
Demut gegenüber dem Höchsten
Wenn der Körper in Sampai auf die Knie fällt, die Stirn zum Boden und die offenen Handflächen seitlich neben dem Kopf nach oben geführt werden, ist das eine Geste die zeigt, dass wir das Ego und den Verstand überschreiten wollen.
Es hat nichts mit Unterwerfung, wohl aber mit Hingabe und Demut dem Höchsten gegenüber zu tun. Wohl wissend, dass wir selbst dieses Höchste sind, überschreiten wir in dieser Geste den Verstand, der uns mit seinen Geschichten über die Person in der Hypnose hält.
Das Hannya Shingyo – Herz Sutra
Das Hannya Shingyo ist einer der bedeutendsten Rezitationstexte im Zen und im Mahayana Buddhismus. Es wird auf der ganzen Welt jeden Tag bei der Morgenzeremonie in den Tempeln und Klöstern, aber auch auf Sesshin und in den Gruppen und Dojos rezitiert.
Allein diese Tatsache, macht darauf aufmerksam, dass es sich um einen bedeutenden Text handelt, der sich lohnt, einmal genauer studiert zu werden.
Im Heisan Zen Blog findest Du verschiedene Artikel, die die einzelnen Teile des Hannya Singyo etwas mehr erläutern. Hier ist der Link zum ersten Teil: https://bit.ly/2SskOmV
Während der Rezitation schlägt jemand das Mokugyo, ein anderer den großen Gong und manchmal schlägt jemand die große Trommel, während die Stimmen der Rezitierenden ineinander fließen und zusammen mit den Instrumenten zu einem Ganzen werden.
Die Gelübde des Bodhisattva
Ebenfalls täglich rezitieren die ordinierten Mönche und Nonnen, aber auch viele Leien, die Gelübde des Bodhisattva. Bei der Ordination zum Bodhisattva, Nonne oder Mönch empfangen wir diese Gelübde mit dem festen Entschluss, diese im Leben zu verwirklichen.
Was zu Beginn wie eine Mammutaufgabe aufsieht, die niemals zu schaffen ist, wird mit der Zeit zu einer Erkenntnis, dass die Gelübde schon immer verwirklicht sind. Hier sind sie:
- Die Zahl der Wesen ist unendlich; ich gelobe, sie alle zu erlösen
- Gier, Hass und Unwissenheit entstehen unaufhörlich; ich gelobe, sie zu überwinden
- Die Tore des Dharmas sind zahllos; ich gelobe, sie alle zu durchschreiten
- Der Weg des Buddha ist unvergleichlich; ich gelobe, ihn zu verwirklichen
Am Ende können wir Zen nicht durch Worte verstehen, sondern nur durch eigene Praxis und das aktive Handeln zum Wohle aller Wesen.