„Zazen bringt Dir überhaupt nichts. Doch bis das endlich in eure Schädel eindringt und ihr das Zazen praktiziert, dass euch nichts bringt, bis dahin bringt euch Zazen echt nichts.“ sagte einst Kodo Sawaki.
Der alte Landstreicher hatte Recht und sein Buch „Zen ist die größte Lüge aller Zeiten“ ist eine wahre Schatzkammer des Dharma.
Und dennoch praktizieren wir täglich auf dem Kissen oder zumindest ein paar Mal die Woche im Dojo. Doch gerade Anfänger tun sich manchmal schwer.
Was der Anfänger wissen sollte
Als ich vor über 20 Jahren mit Zazen anfing, sah ich einmal eine Grafik, die die Praxis auf dem Kissen und das übende Erweisen sehr gut auf den Punkt bringt. Es war eine Linie von der nach oben grafisch dargestellt Gedanken ausgingen und nach unten der Dämmerzustand bildlich dargestellt war.
Wenn Du schon einmal Zazen praktiziert hast, weißt Du, dass von Augenblick zu Augenblick Gedanken, Erinnerungen, Bilder, Ideen und Vorstellungen auftauchen. Manchmal gibt es auch Abschnitte der Stille, aber meist ist richtig „Kirmes im Kopf“.
Einfach nur sitzen - Shikantaza
Während Zazen geht es nur darum zu sitzen und zu beobachten, was da von Augenblick zu Augenblick geschieht. Doch gerade zu Beginn der Praxis kann es geschehen, dass uns diese inneren Phänomene manchmal mit wie eine mächtige Welle im Meer mitreißen und wir uns völlig in den Gedanken verheddern.
Im Grunde ist genau das der Grund warum Leiden geschieht, aber das ist ein anderes Thema.
Wie ein wilder Affe springt unser Geist von einem Gedanken zum nächsten. So lange wir uns mit den Gedanken des Ego-Verstandes identifizieren und sagen „Das sind meine Gedanken“, wird unsere Aufmerksamkeit mitgerissen und wir fallen aus dem Augenblick hier und jetzt.
Wenn uns das auffällt, kehren wir mit unserer Aufmerksamkeit wieder zurück zur Haltung und zur Atmung. Dabei spielt es für den Anfänger keine Rolle, ob er das Auftauchen der Gedanken gleich zu Beginn bemerkt oder bereits völlig im Denken verstrickt ist.
Gutes und schlechtes Zazen
Zazen ist nicht schlechter, wenn wir viele Gedanken wahrnehmen und nicht besser, wenn einmal wenige Gedanken da sind. Zazen ist Zazen. Wir praktizieren lediglich „Sitzen“ und können wahrnehmen, was von Augenblick zu Augenblick kommt und geht.
Manchmal können wir auch Müdigkeit wahrnehmen und der Geist dämmert vor sich hin. Auch dann führen wir die Aufmerksamkeit wieder zurück zur Praxis.
Durch dieses Üben wird unser aufgeregter oder schläfriger Geist ruhig und friedlich. Immer klarer und deutlicher nehmen wir wahr, dass auch wenn wir uns vornehmen „nur zu sitzen“ – Shikantaza – von Moment zu Moment Leben geschieht. Wir können erwachen aus dem Traum des Denkers und Handelnden zur Freiheit des Seins.