Die Antwort auf die Frage "Warum ich Zen praktiziere" ist genau die selbe Antwort wie auf die Frage "Was bringt mir Zen?" In letzter Instanz ging es nie darum, etwas zu erhalten oder durch die Meditation zu erlangen. Vielmehr geht es um die Frage was Zen nimmt und was Dich schlussendlich laut auflachen lässt, da es nie etwas zum festhalten gab.
Natürlich kann man das nach 20 Jahren Zen Praxis leicht sagen. Zunächst fangen wir alle mit Zen an, weil wir etwas erwarten. Der eine sehnt sich nach besserer Gesundheit oder Konzentration, der andere möchte seinem Leben einen spirituellen Anstrich geben. Und wieder andere suchen nach der großen Erleuchtung, wie sie einst Buddha erlebt haben soll. Ich gehörte ganz klar zur letzten Gruppe.
Heute nach fast 20 Jahren Zen Praxis auf dem Kissen und im Alltag fällt es mir schwer, mich in die Person hinein zu versetzen, die ich damals war. Ganz klar war, dass irgendetwas in meinem Leben fehlte. Da war so ein unbestimmtes Gefühl von Mangel, dass sich auch im späteren Berufsleben durch materielle Gegenstände oder die Gründung mehrerer Firmen nicht reduzieren ließ. Ganz tief innen drin war ein sehnen nach der Wahrheit, was auch immer das sein soll.
Manchmal erinnere ich mich an die Metapher von Gott, der angefangen hat mit sich selbst verstecken zu spielen. Gott hat dieses Spiel so gut gemacht, dass er vergessen hat, dass er nur spielt. Und so hat er sich selbst vergessen. Was ist eigentlich dieses "Ich" von dem wir alle täglich sprechen? Wer oder was hört, wenn draußen die Vögel zwitschern. Wer oder was sieht den Sonnenaufgang? Wer fühlt das Gefühl des Sitzens auf diesem Stuhl, während die Finger über die Tastatur tanzen?
Zen ist in erster Linie ein Weg zu uns selbst und lehrt uns einen bewussten und achtsamen Umgang mit dem Leben. Die Verbundenheit durch das göttliche Prinzip des wechselseitigen Entstehens führt zu einem tief empfundenen Frieden und Mitgefühl mit allen Wesen. Doch so wie sich die Augen nicht selbst sehen und nur mit Hilfe eines Spiegels betrachtet werden können, so benötigen wir die stillen Momente der Achtsamkeit, um uns selbst besser kennen zu lernen.